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drei mal zwei meter sozialer raum

Kartenlesen Tirol im 19. Jahrhundert

Kartenlesen Tirol im 19. Jahrhundert

zum verzweifeln – heirat als privileg
Freitag 28. 4. um 20 Uhr
Samstag 29. 4. um 16 Uhr

zum 1. mai – kinderarbeit in tirol
Sonntag 30. 4. und
Montag 1. 5. um 16 Uhr

zum letzten mal – führung
Montag 1. Mai um 18 Uhr mit
Mag. Josef Bertsch
CHRONOS Thaur

Am letzten Wochenende der Karten-Ausstellung versuchen wir im Gemeindemuseum Absam der Frage nachzugehen, in welchen Verhältnissen Menschen in den akribisch auf der Karte von 1820 erfassten Häusern ( 161 in Absam ) gelebt haben.

Die Knopffabrikarbeiterin Walburga Strasser aus Absam bemühte sich zwischen 1853 und 1861 insgesamt fünf Mal vergeblich, ihren Freund Michael Posch heiraten zu dürfen. Und Joseph Strasser aus Kartitsch in Osttirol meinte bereits 1831:

»[ I ]ch bin oft auch in der Nacht zu meiner einzig Liebsten gegangen, daß die Leute davon gemerkt haben. Ich kann sie unmöglich mehr lassen, sie ist ganz in meinem Herzen, obwohl ich schon oft versucht habe, sie mir auszuschlagen, mein ganzes Glück hängt an ihr.«

Walburga und Joseph Strasser – wie tausenden anderen auch – wurde in Tirol nach 1820 die Ehe verwehrt: war im Habsburger-Imperium seit dem Jahr 1812 im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) die Eheschliessungsfreiheit festgelegt, machte das rückwärtsgewandte Tirol 1820 dieser neuen Freiheit mit massiven Heiratsbeschränkungen den Garaus: Heiratswillige Personen wie DienstbotInnen, TagelöhnerInnen oder InwohnerInnen benötigten nun einen von der Gemeinde ausgestellten Ehekonsens:

Nur die Besitzenden sollten sich fortpflanzen, Arme oder Armutsgefährdete – »liderlicher, dem Publico höchst beschwärlicher Leute« wie es damals hieß – sollten ledig und damit kinderlos bleiben. Die einzige Tiroler Anwort auf die Armut des 19. Jahrhunderts war also eine bürokratisch-biologische – diese mit »sozialen« Argumenten getarnte Biopolitik galt bis in das Jahr 1921.

eintrittfrei


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

Information und Führungen
Matthias Breit 
0 676 / 84 05 32 700
kontakt@absammuseum.at

Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN: AT98 3620 0000 0003 1542 
BIC: RZTIAT 22200

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