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Schützen zu Gast im Museum

Lesung mit Heinrich Oberleiter: »Es gibt immer einen Weg: Eine Autobiographie«

Lesung mit Heinrich Oberleiter: »Es gibt immer einen Weg: Eine Autobiographie«

»Aus Liebe zur Heimat die Heimat verloren«
»Ich habe nie bereut, was ich in meiner Jugend getan habe. Unter den damaligen Umständen war für mich und meine Kameraden der Einsatz von Gewalt die einzige Möglichkeit etwas für Südtirol zu erreichen … Heute würde ich keine Gewalt mehr anwenden, auch gegen Sachen nicht. Heute würde ich auf Diplomatie setzen, aber damals hat diplomatisches Vorgehen nichts gebracht.«

Dies schreibt Heinrich Oberleiter im Resümee seiner Lebensgeschichte, einer Lebensgeschichte, die geprägt ist von den harten Konsequenzen seiner Mitgliedschaft bei den »Pusterer Buabm« in den 60-ern des vorigen Jahrhunderts.

Als viertes von 13 Kindern in eine Kleinbauernfamilie am Grabnerhof, dem »Groubna«, in St. Johan im Ahrntal geboren, musste sich Heinrich Oberleiter bereits ab dem 10. Lebensjahr als Hirte, Knecht, Holz- und Bauarbeiter seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Wie viele junge Südtiroler auch empfand er die Unterdrückung seiner Volksgruppe durch die italienische Staatsgewalt als Unrecht, gegen das es anzukämpfen galt.

Enttäuscht von der Erfolglosigkeit der offiziellen Politik des Landes, schloss er sich einer Gruppe von Burschen an, die diesen Kampf um Selbstbestimmung und Unabhängigkeit in die eigenen Hände nehmen wollte. Nach ersten Aktionen in der sogenannten »Feuernacht« und der Flucht seiner engsten Gefährten, setzte er die Anschlagserie mit wechselnden Partnern und wechselndem Erfolg fort. Nach einer ersten Flucht nach Tirol, um sich dem Militärdienst zu entziehen, der abenteuerlichen Rückkehr, dem Militärdienst und einer krankheitsbedingten Entlassung folgten die Vorbereitung von Verstecken für seine im Sommer zurückgegehrten Kameraden, Waffentransporte über die Grenzjöcher und Anschläge auf Masten und Kasernen.

Anfang Dezember 1963 wird er beim Versuch, mit einer gefährdeten Partnerin über die Grenze nach Österreich zu fliehen, gestellt und verhaftet. Beim Weitertransport in den nächst größeren Ort entkommt er nach einer Panne durch den durch das Tal führenden Bach und gelangt schließlich mit Unterstützung von Freunden und Sympathisanten ins Zillertal. In den folgenden Wochen und Monaten wird Heinrich Oberleiter, oft unter falschen Namen, von Freunden Südtirols in verschiedenen Tiroler und Vorarlberger Orten, aber vor allem in Absam, Fritzens und Gnadenwald aufgenommen, beschäftigt oder auf Arbeitsstellen vermittelt, plant und führt Aktionen an der Grenze durch und muss nach seiner Verurteilung im 2. Mailänder Prozess (20. April 1966: 25 Jahre und 4 Monate Gefängnis) und wegen des zunehmenden Fahndungsdruckes der österreichischen Behörden im September 1967 auch Nordtirol verlassen.

Bei seiner Arbeit bei einer bayerischen Bergbahn lernt er seine Frau kennen, gründet eine Familie, nimmt zu den eigenen drei Kindern noch zwei Pflegekinder auf, übernimmt eine Reihe von Pachthöfen, bis er sich schließlich in der Nähe von Würzburg niederlässt um in einem Landwirtschaftsbetrieb eines Kinderdorfs mit Behinderten zu arbeiten. Trotz der anthroposophischen Ausrichtung der Dorfgemeinschaft bleit er seinem katholischen Glauben tief verbunden und arbeitet viele Jahre im Pfarrkirchenrat der Nachbarpfarrei. 2001 trat Heinrich Oberleiter in den Ruhestand und lebt seither in Gössendorf in der Nähe von Würzburg.


GemeindeMuseumAbsam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam

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Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr

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0 676 / 84 05 32 700
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