Samstag, 28. Januar 2023
15:00 Uhr
Gemeindemuseum Absam
W.-Schindl-Str. 31
Im alten Kirchenwirt
6067
Absam
Am Samstag, 28. Jänner um 15 Uhr können Sie auf eine
Taschenlampen-Entdeckungsreise durch die Lechner-Krippe
gehen und erfahren mehr über die zeitgenössische Beschäftigung
mit dem Massen-Phänomen Krippe.
Bethlehemiten?
Im Zentralorgan »Der Krippenfreund« konnte man vor 100 Jahren
in einem Inserat Folgendes lesen: »Zu kaufen gesucht einzelne
geschnitzte Gruppen, wie Flucht nach Ägypten, liegende Kamele,
Soldaten für den Kindermord, mehrere Bethlehemiten, auch Schafgruppen.«
Deutsch?
Seit drei Jahren steht im Museum eine Krippe
des aus Absam stammenden Holzbildhauers Johann Lechner,
die er im Jahr 1927 gebaut und gestaltet hat – allerdings ohne Kamele,
Bethlehem oder Ägypten … Im selben Jahr hatte ein ausführlicher Beitrag
im »Krippenfreund« Heimatideologisches zum Thema Krippe verkündet :
»Der deutsche religiöse, gemütvolle Mensch muß eine deutsche Krippe bauen!«
Die Redaktion stellte dazu fest, »daß unseres Erachtens durch die orient[alische]
Krippe die beste religiöse Wirkung erzielt werden kann, welche unserem
Verein stets die Hauptsache sein wird«.
Hasegg Herberge?
Mit der im Museum gezeigten Krippe
siedelte der Bachlechner-Schüler Johann Lechner dagegen
das Weihnachtsgeschehen ausgerechnet in der alles andere
als »orientalischen« Burg Hasegg an, die er »heimatlich«,
fast kubistisch verdichtet umgeben hat –
mit der Pfarrkirche Hall, dem Haller Rathaus,
dem Kloster St. Martin in Gnadenwald, dem Münzerturm,
der Nagglburg ….
Aber tatsächlich hätte niemand, der auf Herbergssuche war,
jemals in dem Fürstensitz Burg Hasegg Aufnahme gefunden. Insofern entspricht
diese in einer Art Heimatkompression angesiedelte irreale Szenerie tatsächlich
dem neueren analytischen Blick auf die Krippe, die heute auch als
»kulturhistorischer Verhandlungsort« gesehen wird:
jenseits ihrer hohen ästhetischen Qualität verweist diese Lechner-Krippe darauf,
dass Ende der 1920er Jahre die zunehmend politische Aufladung von Begriffen
wie »Heimat«, »Volkstum«, »Authentizität« der Krippe zu einer unvorhersehbaren
Konjunktur verhalf … nicht nur in Tirol.
Eintrittfrei
Adresse
Gemeinde
Museum
Absam
Im alten Kirchenwirt
Walburga-Schindl-Straße 31
A – 6067 Absam
Öffnungszeiten
Freitag 18 – 20 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 14 – 17 Uhr
Information und Führungen
Matthias Breit
0 676 / 84 05 32 700
email
Kontoverbindung
Museumsverein Absam
IBAN:
AT98 3620 0000 0003 1542
BIC:
RZTIAT 22200